Im Jahr 1859 übernahm Wilhelm Cord Müller die Mühle von seinen Eltern
Wilhelm Cord und Lucie Müller |
Im Jahr 1869 wurde das Mühlengebäude erweitert und ein zusätzlicher
Mahlgang installiert. Nun war es möglich, neben der traditionellen
Lohnmüllerei auch eine Handelsmühle zu betreiben, d.h. der Müller
kaufte Korn und auch Mehl auf, verarbeitete es weiter, um es anschließend
an Kunden zu verkaufen. Die Handelsmühle bewährte sich so gut,
dass Wilhelm Cord die Mühle in den Jahren 1871 und 1875 weiter
vergrößerte. |
Die beiden Mühlen im Jahr 1869 |
Die neue Handelsmühle von der Straße aus gesehen im Jahr 1874/75 |
Wie sahen die Verbesserungen bei der Mehlherstellung aus? Leider existieren hierzu keine Unterlagen. In der Familienchronik wird erwähnt, dass 1872 eine Gries-Sichtmaschine angeschafft wurde. Dies deutet darauf hin, dass man sich bei der Weizenvermahlung dem sogenannten Hochmahlverfahren annäherte.
|
Hochmüllerei und Flachmüllerei Die alte Müllerei war im wesentlichen darauf bedacht, das Korn möglichst schnell zu zerkleinern. Aus diesem Grund wurde der Spalt zwischen den Mühlsteinen, in dem das Korn zerkleinert wird, möglichst eng gehalten. Das Ergebnis war eine schnelle Pulverisierung des Korns. Wegen der eng zusammenstehenden Mühlsteine wird dieses Verfahren als Flachmüllerei bezeichnet. Nachteil eines solchen Verfahrens ist, dass viele Schalenanteile des Korns mit zerkleinert werden und auf diese Weise nur ein dunkles Mehl erzielt wird, da sich die Schalenanteile durch das Sichten nicht mehr vom Mehl trennen lassen. |
Wenige Jahre später genügte auch diese Anlage den stetig steigenden
Ansprüchen der Kunden nicht mehr. Im Jahr 1884 wurde die Mühle
für die damals stattliche Summe von 75000 Mark vollkommen neu
eingerichtet, an Stelle der zwei Wasserräder eine Francis-Turbine
eingebaut und ein großer Siloanbau errichtet. |
Die beiden Mühlen im Jahr 1884 |
Um 1884 werden auch die ersten Walzenstühle in die Mühle gekommen sein. Der Walzenstuhl hat in der Müllerei nach und nach die Mahl- und Schrotgänge ersetzt. Das Korn läuft dabei nicht mehr zwischen die Steine, wo es zerkleinert wird, sondern zwischen zwei Guss- oder Porzellanwalzen. Vor allem bei der Herstellung des Grieses ist der Walzenstuhl vorteilhafter als ein Schrotgang. So ist die Verweildauer des Korns im Spalt des Schrotgangs auf der Mahlbahn relativ lang. Dadurch wird die Schale auch bei Hochmüllerei teilweise zerrieben und kann dann nicht mehr gut von Gries und Mehl getrennt werden. Das Mehl wird somit stippig. Demgegenüber ist die Verweildauer des Korns zwischen den Walzen kurz, so dass die zähe Schale relativ unverletzt bleibt und später gut ausgesiebt werden kann.
Im Jahr 1891 legte Wilhelm Cord die Ölmüllerei still, da Öl inzwischen günstiger industriell hergestellt werden konnte und die Ölmühle aus diesem Grund kaum noch genutzt wurde. Die Mühle wurde zu einer Kornmühle mit zwei Mahlgängen umgebaut. Das Wasserrad musste nun auch hier einer Francis-Turbine weichen. Mit der überschüssigen Energie wurde eine Sägerei mit zwei Horizontalgattern angetrieben. Diese Sägerei war vor allem deswegen sehr lohnend, da sie die einzige in der Umgebung war und die umliegenden Zimmereien nun ihr Holz nicht mehr per Hand schneiden mussten. |
Die beiden Mühlen im Jahr 1898 |